Ein Haus im "Fabrikdorf" Pfersee
Das um 1889 errichtete zweistöckige Gebäude wurde von Kajetan Biberacher als Bauherr und dem Architekten Eberle & Graf (Grottenau) errichtet und entspricht dem Typus eines frühen Arbeiterwohnhauses mit Wirtschaftsgebäuden für eine "Victualienhandlung", welche im Keller betrieben wurde.
Wohnungsnot und Bauspekulation bedingten noch nicht den mehrgeschossigen Mietwohnungsbau, sondern vor allem in den Augsburger Vorstädten eine ländlich lockere Bauweise. Erbaut wurde das Haus aus Ziegeln; unter den Dachschrägen im 2. Stock mussten allerdings Holzwände genügen. In den Ziegelwänden finden sich immer wieder Wertachkiesel, mit denen kleinere Schäden notdürftig geflickt wurden. Auf einen Keller hatte man trotz der Überschwemmungen der Wertach bis ins 20. Jahrhundert nicht verzichtet. Als die Familie Nersinger das Anwesen erwarb wurden weiter Wirtschaftgebäude errichtet worin Josef Nersinger eine Kohlenhandlung betrieb.
1958:
13 Jahre nach Kriegsende begann das Wirtschaftswachstum anzulaufen. Die Arbeitslosigkeit lag bei 3,8% - Tendenz abwärts und der jährliche Durchschnittsverdienst bei 5.330 DM - Tendenz aufwärts. Der Liter Benzin kostete 62 Pfennig und eine Halbe Bier 59 Pfennig und ein VW Käfer 4850 DM und der Verdienst eines Automechanikers lag bei 2,28 DM/Stunde (ca. 450 DM/Monat)
Die Jahresmiete einer Garage lag bei 360 DM und die einer 60 m² Wohnung bei 500 DM.
Allein für Lastenausgleich mussten zusätzlich zum Kaufpreis 3564 DM aufgebracht werden. Die Wertschätzung des Hauses lag bei einem Ertragswert von 22460.-. Eine Sachwertschätzung hielt der beurteilende Architekt aufgrund des Gebäude-zustandes für nicht angebracht.